Gegen moralischen Rigorismus in der China-Debatte

Dr. Matthias Niedenführ*: Exzellenter Beitrag in der Frankfurter Allgemeine Zeitung der sinologischen Kollegen Gunter Schubert (Tübingen) und Björn Alpermann (Würzburg), die sich gegen moralischen Rigorismus in der China-Debatte wehren.

Einige hiesige China-Experten, die zudem oft nicht unbedingt empirisch arbeiten, werfen den #Sinologen in Deutschland vor, wissenschaftliche Kontakte mit #China aufrecht zu erhalten, was derzeit moralisch nicht haltbar sei.

Schubert und Alpermann entgegnen: “Insgesamt stellen wir ein unbegründetes Misstrauen in die Selbstregulierungskapazitäten der deutschen #Chinaforschung fest, nebst einer erstaunlichen Arroganz derer, die sich den Herausforderungen von empirischer Forschung in China gar nicht erst stellen und lieber lautstark nach Abschottung und normativem Purismus verlangen.”

Sie fordern: “Wer Wissen über China vermitteln will, braucht Daten aus erster Hand. Dafür ist der Zugang zum Land unerlässlich. Es ist die gegenüber der Öffentlichkeit bestehende Verpflichtung eines jeden Hochschullehrers als aus Steuermitteln alimentierten Experten, empirisch gesichertes Wissen über China zu schaffen, und zwar am besten durch eigene Anschauung und Analyse.”

Dem schließt sich Dr. Matthias Niedenführ ausdrücklich an! Als Wissenschaftler müssen wir den Zugang zu empirischen Daten in China erhalten, denn nur so können wir faktenorientiertes Wissen über diese Land, seine Menschen und Soziologen-ökonomische Entwicklung schaffen, die wiederum der deutschen Öffentlichkeit und den Entscheidern in Wirtschaft und Politik helfen.

Dies ist in der derzeitigen Lage zunehmend schwierig. China bleibt durch seine #ZeroCovid Politik weitgehend verschlossen. Unsere Studenten können seit fast drei Jahren nicht nach China, um sich ein eigenes Bild zu machen. Wir erleben #mutualselectivedecoupling zwischen China, Europa und den USA, in dem der Wissenschaftsaustausch erheblich erschwert ist. Beiderseitig wird die Rhetorik immer harscher, werden vertraute Beziehungen zunehmend belastet. Als Brückenbauer müssen wir die Kontakte aufrecht erhalten, ohne weder Apologeten Chinas noch Kulturkrieger des Westens zu werden.

Zum Artikel (Paywall): https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/chinaforschung-sinologen-wehren-sich-gegen-konformismusvorwurf-17859757.html

Quelle: FAZ | Björn Alpermann und Gunter Schubert | 11.03.2022

*Dr. Matthias Niedenführ, China Business Culture Experte | GründungsVize-Director China Centrum Tübingen | Professor China Wirtschaft&Ethik | Mitbegründer ThinkIN China